Sonderausstellung im Weißen Schloss Heroldsberg | 13. Oktober 2022 – 7. Mai 2023
Kuratiert von Dr. Alexander Racz
Die Sonderausstellung Markus Tuscher – Meister des Barock im Weißen Schloss Heroldsberg präsentierte vom 13. Oktober 2022 bis zum 7. Mai 2023 eine herausragende Auswahl großformatiger Gemälde aus dem Roten Schloss Heroldsberg sowie hochkarätige Leihgaben aus Dänemark und Nürnberg.
Die Lebensgeschichte von Markus Tuscher (1705–1751) liest sich wie ein Roman: Als Kleinkind im Nürnberger Findel- und Waisenhaus aufgenommen, führte ihn sein Weg bis an den königlichen Hof in Kopenhagen. Möglich wurde dieser Aufstieg durch die frühe Förderung durch Carl Benedict Geuder von Heroldsberg, der das künstlerische Talent Tuschers erkannte und ihm eine Ausbildung an der Zeichenschule von Johann Daniel Preißler (1666–1737) in Nürnberg ermöglichte. In dieser Phase entstanden bedeutende Zeichnungsserien zu mythologischen Themen sowie Darstellungen des Nürnberger Findelhauses. Die außergewöhnliche Qualität seiner Arbeiten brachte Tuscher ein Stipendium des Nürnberger Rats ein.
Im Jahr 1728 reiste Tuscher nach Italien und ließ sich in Rom nieder. Für den Kunst- und Antikensammler Baron Philipp von Stosch (1691–1757) schuf er dort zahlreiche Auftragsarbeiten. Weitere Stationen seiner Italienzeit waren Neapel, Florenz und Livorno, wo er mehrere Jahre lebte. In Livorno begegnete er dem dänischen Kapitän Frederik Ludvig Norden (1708–1742), der ihm schließlich den Weg zum dänischen Königshof ebnete.
Auf dem Weg nach Kopenhagen verbrachte Tuscher einige Zeit in London, wo er bis 1743 lebte und arbeitete. Hier entstanden unter anderem Ölgemälde und seine berühmte großformatige Radierung Einzug von Franz III. von Lothringen und Maria Theresia in Florenz – eines seiner Hauptwerke.





Seine letzte Lebensstation war der Hof von König Christian VI. von Dänemark (1699–1746). Dort arbeitete Tuscher an den Kupferstichen für die bedeutende Publikation Voyage d’Égypte et de Nubie (erschienen 1755), die die Forschungsreise Nordens dokumentiert. In dieser Zeit schuf Tuscher auch eine Serie großformatiger Gemälde für das dänische Königshaus – Werke, die jedoch beim Brand des Schlosses Christiansborg im Jahr 1794 vernichtet wurden.
Ein Höhepunkt der Ausstellung war die Präsentation der Darstellung der Göttin Diana (1737), die Tuscher 1741 seinem Förderer Carl Benedict Geuder von Heroldsberg überreichte – ein Werk, das erstmals seit sechzig Jahren wieder öffentlich gezeigt wurde.
Neben Tuschers Gemälden wurden in der Ausstellung auch Werke aus der Sammlung Carl Benedict Geuders gezeigt, darunter Arbeiten der Barockmeister Johann Kupetzky (1667–1740) und Johann Martin Schuster (1667–1738) sowie eine Auswahl an Druckgrafiken. Diese geben Einblick in die künstlerisch hochstehende Produktion des barocken Nürnbergs.
Abgerundet wird die Barockschau mit Goldschmiedearbeiten der Fürther Künstlerin Fatma Yavuz, die einen zeitgenössischen Blick auf die Barockzeit präsentiert.